Von den ersten beiden Begriffen hört man viel in letzter Zeit. Natürlich nur von der Verantwortung oder Schuld der Anderen.
Und natürlich fordert man Sühne oder gar Strafe. Im Fordern sind wir gut. Selber diese Dinge zu leisten, das hingegen ist nicht unsere Stärke.
Ich weiß nicht, warum es niemandem aufzufallen scheint, wie widersinnig die Bilder von US-Amerikanern sind, die mit dem Auto an den Golf von Mexiko fahren, um dort gegen BP zu demonstrieren. BP ist verantwortlich, BP hat Schuld, BP soll sühnen.
Als ob BP nur für die eigene Gaudi dort Öl gefördert hätte.
Aber nein, die Beliebigkeit der Postmoderne spricht den einzelnen von jeder Verantwortung frei.
Die Eröffnungsrede von Bundesaußenminister Dr. Guido Westerwelle an den Gaygames in Köln: selbstgerechte deutsche Gutmenschen nahmen sich das ihnen zustehende Recht heraus und Pfiffen gegen seine Rede an.
Selbstgerechte Schwuletten die sonst immer auf Respekt ihnen gegenüber pochen, es aber selbst nicht schaffen ein Mindestmaß an Respekt für andere aufzubringen. Respekt gegenüber den Gästen von Köln, Respekt gegenüber den Organisatoren der Gaygames, Respekt gegenüber dem Bundesaußenminister, der in seiner Rede für Respekt gegenüber Schwulen und Lesben eintrat, der der erste Bundesaußenminister ist, der Menschenrechte für alle zu einem der zentralen Inhalte der deutschen Außenpolitik gemacht hat.
Nein, für diese Leute gilt nur Respekt ihnen gegenüber. Selbst Respekt aufzubringen, das schaffen sie nicht.
Schuld. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland ist Schuld an den 21 Toten der Loveparade, darin waren sich sofort alle einig. Die Polizei, die Presse und natürlich die NRW-SPD. Von ihrer eigenen Verantwortung wollen sie nichts wissen.
Die Polizei nicht, die in grenzenloser Selbstüberschätzung dachte, sie könne mit einer Reihe händchenhaltender Uniformierter ein paar Zigtausend Raver aufhalten. An einer Demonstration mit 200.000 Faschisten oder Linksautonomen wäre sie sicher nicht so naiv aufgetreten.
Die NRW-SPD hat sich vor ihrer Gesellschaftlichen Verantwortung gedrückt. Anstatt an der Aufklärung der Vorfälle oder die Opfer mit mehr als einer weinerlichen Rede zu unterstützen, ging es den Strategen in Berlin und Düsseldorf nur darum den OB-Sessel von Duisburg zurück zu erobern. Hinter diesem Ziel haben die 21 Toten und ihre Familien zurück zu stehen.
Die Presse kann ihrer Aufgabe zu informieren, Fakten zu finden, diese darzustellen schon seit Jahren nicht mehr gerecht werden. Heute wird gegooglet, abgeschrieben und skandalisiert. Verkaufszahlen sind wichtiger. Bilder von Toten sind sexy und verkaufsfördernd. Dann noch einen Schuldigen präsentiert und das Schundblatt ist verkauft. Die Wahrheit bleibt dabei auf der Strecke.
Diese Fixiertheit auf den eigenen Profit hindert die Gutmenschen in den Medien aber nicht daran, diese bei allen anderen zu kritisieren.
"Es sind die bösen, profitgeilen Finanzjongleure, die Griechenland fast in den Staatbankrott getrieben haben."
Was für eine Lüge: Es waren die Verbrecher in der Griechischen Regierung, die Griechenland in den Bankrott getrieben haben, nur um mit sozialen Wohltaten die Wählerstimmen zu kaufen. Den Finanzmärkten ist es zu verdanken, dass die marode Situation rechtzeitig ans Licht kam, und Griechenland nicht den ganzen EU-Raum in den Untergang riss.
Adolf Sauerland hat sicher nicht zu jedem Zeitpunkt optimal reagiert, vielleicht sogar teilweise so ungeschickt, dass ich als Wähler davon absehen würde, ihn 2014 wieder zu wählen, aber er trampelte sicher nicht auf den am Boden liegenden Ravern rum, bis sie starben. Und er war nicht der einzige, der die Loveparade in NRW haben wollten. 17 Mio Nordrhein-Westfalen wollten das auch.
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