Sonntag, 16. Januar 2011

Medien und Elfenbeinküste

Alassane Ouattara, Sieger des zweiten Wahlganges der Präsidentschaftswahlen in der Elfenbeinküste nach abgegebenen Stimmen und Laurent Gbagbo, Sieger nach gültigen Stimmen führen das ihnen anvertraute Land weiter zielstrebig in einen Bürgerkrieg. Sekundiert wird Ouattara dabei durch die offizielle „Weltöffentlichkeit­‟.

Heute schauen wir uns an, wie zwei Sender das Land in den Bürgerkrieg begleiten. Tote und Flüchtlinge bringen Quote. Recherche soll dabei nicht im Weg stehen.

euronews: „Tote bei Unruhen in der Elfenbeinküste­‟

Euronews lässt nacheinander alle Kritiker Gbagbos zu Wort kommen: Den UN-Sicherheitsrat, der dem Gbagbo-Lager vorwirft, es schüre Haß, Menschenrechtsorganisationen, die damit zitiert werden, die Sicherheitskräfte würden willkürlich verhaften, das UNHCR, das berichtet, dass schon 20.000 Flüchtlinge nach Liberia geflohen sind. Eine objektive Analyse der gegenseitigen Standpunkte fehlt völlig. Stramm auf Frankreich-Kurs, der Sender mit Sitz in Lyon.

Euronews gehört mehreren Mitgliedern der Europäischen Rundfunkunion, darunter France Télévisions, welche zu 100% dem französischen Staat gehören. Finanziert wird France Télévisions durch die französische Rundfunkgebühr Redevance audiovisuelle. Euronews erhält zudem 5 Mio € pro Jahr von der Europäischen Union.


euronews>DEUTSCH, 11. Januar 2011

NDR: „Elfenbeinküste: Kampf der Polit-Opas­‟

Der Lesart der EU und Frankreichs folgend kommt Alassane Ouattara ("69 jahre alt, moderner, weltläufiger Manager") beim GEZ-Sender NDR etwas besser weg wie Laurent Gbagbo. Gleich zu Anfang gibt er letzterem den Nimbus des nicht-demokratisch legitimierten Präsidenten.
­„...schließlich hat er [Gbagbo] die Elfenbeinküste die vergangenen fünf Jahre auch ohne Wahlen regiert.‟
­— NDR-Kommentator, GEZ-finaziert
Dass Gbagbo 2000 demokratisch gewählt wurde und dass die Präsidentschaftswahlen 2005 wegen dem Bürgerkrieg mehrfach verschoben wurden und dann eben 2010 stattfanden, damit wollte man den Zuschauer nicht verwirren. Die Wahlkommission, die Ouattara als Wahlsieger erklärt hat, wird kurzerhand "unabhängig" genannt. Aber:
­„Die Internationale Gemeinschaft hat das Ergebnis der angeblich unabhängigen Wahlkommission ja vorbehaltlos akzeptiert und unterschlägt auch gern in den westlichen Medien die Tatsache, dass diese Wahlkommission alles andere als unabhängig war. Von 26 Kommissaren waren 20 Oppositionelle oder Unterstützer von Gbagbo-Gegnern. Insofern hat die internationale Gemeinschaft einen schwer nachvollziehbaren Schritt begangen, in dem sie nämlich das Ergebnis einer nicht unabhängigen Institution dem Ergebnis einer anderen nicht unabhängigen Institution, nämlich dem Verfassungsrat vorgezogen hat.‟
Jens Hettmann, Friedrich-Ebert-Stiftung, auf: Deutschlandfunk, 28.12.2010 14:52 Uhr
Dann zählt der Berichtoid alle auf, die Ouattara als Wahlsieger anerkennen: Die Vereinten Nationen, die Afrikanische und die Europäische Union. Und er lässt Ouattara zu Wort kommen:
­„Ich bin der legitime Präsident. Ein treffen mit Monsieur Gbagbo macht nur Sinn, wenn er seine Niederlage anerkennt. [...] Bis Ende Januar wird Gbagbo die Macht abgeben und ich sage: Er wird gehen.‟
— Alassane Ouattara
Sehenswert ist der Bericht aber schon wegen der Aussage eines Passanten und einer Kleinunternehmerin gegen Schluss.
­
­„Ich bin gegen eine Militärintervention. Wir haben durch Gewalt und Bürgerkrieg genug gelitten in der Elfenbeinküste‟
— Passant
­„Was ich vorschlage ist: Frieden. Wir wollen Frieden. Sollen sich die beiden hinsetzen und endlich miteinander reden. Das wichtigste ist der Frieden.‟
— Kleinunternehmerin

ARD Youtube-Channel, NDR, 12. Januar 2011

Quellen:

Keine Kommentare: